Alleine in die Badi / WSC (Wasserschicherheitscheck)


Ab wann können Kinder alleine ins Schwimmbad?

Ertrinken ist die zweithäufigste Unfalltodesursache bei Kindern bis 15 Jahre. Erschreckend ist, dass die meisten ertrunkenen Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 24 Jahren plötzlich beim Schwimmen untergegangen sind. Also Jugendliche, die eigentlich schwimmen konnten oder es zumindest hätten können müssen. Das verunsichert Eltern und so werde ich oft gefragt, ab wann ein Kind alleine das Schwimmbad oder das Strandbad besuchen kann.

Dabei scheinen mir drei Überlegungen sinnvoll:

  1. Wie gut kann mein Kind schwimmen?
  2. Wie verantwortungsbewusst ist mein Kind?
  3. Mit wem will mein Kind schwimmen gehen?


1. Wie gut kann mein Kind Schwimmen?

 

Bevor das Kind den Wassersicherheitscheck (WSC) von bfu, SLRG und swimsports.ch bestanden hat, sollte es nicht alleine schwimmen gehen. Dieser Test prüft die wichtigsten Grundvoraussetzungen für das ungefährliche Schwimmen: Orientierung unter Wasser, Tauchen, Koordination, Atmung, Antrieb, Ausdauer und Kraft.

Aufgabe (hintereinander und ohne Unterbruch):

  • Rolle/purzeln vom Rand in tiefes Wasser
  • 1 Minute an Ort über Wasser halten (Wasserstampfen)
  • 50 m schwimmen und aus dem Wasser steigen

Ziel ist es, dass alle Kinder in der Schweiz den WSC bis zum neunten Lebensjahr bestehen. Er ist auch Bestandteil des Schwimmunterrichts nach Lehrplan 21.    

Es gibt in der Schweiz schon heute viele Schwimmbäder, die Kinder ohne Begleitung eines Erwachsenen nur bei Vorweisen dieses Ausweises ins Schwimmbad lassen.

Ab dem 12. Altersjahr kann Ihr Kind ausserdem das SLRG Brevet basis pool , ab dem 14. Lebensjahr das SLRG Brevet plus pool und das Modul See absolvieren. In meinen Augen eine äusserst sinnvolle Sache. Ich empfehle diese Rettungsausbildungen vor allem auch Erwachsenen.


2. Wie verantwortungsbewusst ist mein Kind?

Wenn sein Kind den WSC bestanden hat, heisst das noch nicht, dass es sich auch dazu in der Lage fühlt, das Schwimmbad alleine zu besuchen. Als Mutter dreier grundverschiedener Kinder weiss ich: Nicht jedes Kind im selben Alter ist gleich reif. Während das eine Kind mit zehn Jahren noch sehr verspielt und verträumt ist, übernimmt ein anderes Kind im selben Alter bereits gerne Verantwortung und ist sehr zuverlässig.

Das Kind sollte das Bad gut kennen, sich dort auch alleine zurechtfinden und wohlfühlen. Für einen sanften Übergang können sich Eltern zunächst in einem anderen Teil des Bades aufhalten. So haben die Kinder den nötigen Freiraum und können im Notfall doch die Eltern holen.

Erkläre deinem Kind die Baderegeln und bespreche mit ihm, was in einem Notfall zu tun ist. Informiere dich, ob eine Aufsichtsperson im Schwimmbad oder am See anwesend ist. Viele Schwimmbäder haben keine dauerhaft anwesenden Badaufsichten mehr, sondern lediglich eine Klingel für den Notfall.

Das unbeaufsichtigte Schwimmen im See empfehle ich erst ab ungefähr 15 Jahren bei sehr guten Schwimmkenntnissen und grundsätzlich nur in Begleitung.

3. Mit welchen Freunden will mein Kind schwimmen gehen?

 

Wenn ich mich an meine Badizeit ohne Eltern erinnere, kommen mir so manch gefährliche Situationen in den Sinn, wie das gegenseitige Unter-Wasser-Drücken, die Tauch-Mutproben oder das gemeinsame Springen vom Dreimeterturm. Sprich mit deinem Kind über solche gefährliche Situationen. Bereite es darauf vor, dass es Gruppendruck verspüren wird und versichere ihm, dass es okay und sogar mutig ist, auch «Nein» zu sagen zu Mutproben oder waghalsigen Sprüngen. Sprich auch nach dem Schwimmbadbesuch mit deinem Kind über das Erlebte.

(Text von Nadja Winter für "Das Elternmagazin fritzundfränzi.ch" / Juli 2018)